Harald Dülfer (1928 - 1968)
Sie finden hier (zunächst)
zwei Artikelfolgen, die der Wuppertaler Journalist Harald Dülfer 1956 bzw. 1964 in der Neuen Rhein Zeitung (NRZ) veröffentlicht hat. Diese Serien waren sicher die Höhepunkte seiner Alltagsarbeit.
[Kennen Sie noch andere Serien von ihm? Dann
schreiben Sie mir bitte.]
Als er 1948 mit der journalistischen Arbeit begann, war er zwanzig Jahre alt, und hatte schon Wehrmacht und Kriegsgefangenschaft hinter sich. Er begann beim Kulturspiegel des damaligen Feuilleton-Journalisten Grischa Barfuss, volontierte bei der Rhein-Ruhr Zeitung, wurde verantwortlicher Lokalredakteur bei der Bergischen Tageszeitung, alle inzwischen eingestellt, und war dann bis zu seiner Erkrankung Redakteur bei der Wuppertaler Lokalausgabe der NRZ. Viele Jahre lang machte er die Gerichtsberichte, die einen erstaunlich hohen Anteil an dem oft nur aus drei Seiten bestehenden Wuppertaler Lokalteil der NRZ hatten; sie erschienen fast täglich. Ansonsten hat er über das lokale Geschehen in aller Bandbreite berichtet – eigentlich über alles außer Politik und Wirtschaft.
Da hat er sich wohl auch rausgehalten, und nur, wenn er (1956) über eine Diskussionsveranstaltung zu berichten hat, bei der die neuen, alten Militärs den Halbstarken (ein viel benutzter Begriff jener Jahre) ausgerechnet bei der gerade gegründeten Bundeswehr neue, alte Ideale vermitteln möchten, wird seine Haltung deutlich. Er zeigt sich empört und spricht der ganzen Veranstaltung rundweg jede Ernsthaftigkeit ab, bespricht dagegen an anderer Stelle lobend die Arbeit der Kriegdienstverweigerer im Troxlerhaus. [Zum Artikel]
Gleich neben der Gerichtsinsel, wo er bestimmt vierzehn Jahre lang die Prozesse verfolgte, liegt das Wuppertaler Stadtarchiv.
Hier finden sich die letzten Exemplare der NRZ Wuppertal, nicht mikroverfilmt, hellbraun und brüchig, fotokopieren verboten. Und dort bin ich wieder eingetaucht in die Zeit meiner Kindheit und frühen Jugend.
Es ist die Zeit der Wiederbewaffnung, des Mauerbaus, des Eichmann-Prozesses, der Spiegelaffäre. Vera Brühne steht vor Gericht, und auf einem Kongress in Moskau wird diskutiert, ob Krebs durch Moskitostiche übertragen werden kann. Ist Anna Anderson wirklich die Zarentochter Anastasia? Bald werden wir alle Atomstrom haben. Ganz sicher. Beim Heimatpreisausschreiben können die Leser Schinken und Steinhäger gewinnen, die MS Wuppertal läuft vom Stapel,
und immer wieder berichtet Harald Dülfer über den Zoo, und über jeden Zirkus, der ins Tal kommt. Da wäre er gerne einmal Pressechef gewesen.
Die Redaktion war in einem Neubau neben dem Elberfelder Rathaus, im ersten Stock. Im Parterre ist heute Mc Donalds.
Treten Sie näher. Da sitzt ein Mann, in Anzug und Krawatte (immer). Der Scheitel sitzt schnurgerade, die Haare sind schwarz, wellig und nach hinten gekämmt, wo sie sich im Nacken wieder nach außen drehen.
Er hat eine Zigarette im Mund, um ihn herum dürften weitere brennen, zwischen Papierstapeln und beschriebenen Briefumschlägen, zwei Termine ein Umschlag. Er hackt mit zwei Fingern Löcher in die Walze seiner Schreibmaschine.
Die ersten beiden Anläufe bricht er ab, reißt die Blätter aus der Maschine und wirft sie zu Boden.
Aber dann hat er den Lauf: