Harald Dülfer
Glanz und Niedergang des Thalia-Theaters
Was fehlte, waren Ideen
Robert Riemer, der Mann, der in einer Zeit den größten »Wunderglauben« aufbrachte, ein Mann natürlich auch, der seit 25 Jahren in einem anderen Kontinent lebt, dem der Vergleich zwischen New York und Wuppertal leichter fällt als hierzuorts das Augenblinzeln nach Düsseldorf, mag von manchem belächelt werden in seinem Wunderglauben, der aus eigener Leistung (hundertfach auch nach Wuppertal) erwuchs, aber dieser unerschütterliche Glaube ist wohl der rührendste Beweis von seiner Verbundenheit mit diesem Theater und von der durch noch so harte »Tatsachen« nicht zu widerlegenden Anhänglichkeit des Publikums an sein Thalia-Theater:
»Wenn man mich fragt, ob es möglich wäre, das Thalia heute noch in dem von mir begründeten Stil zu führen, so muß ich antworten: In einem ähnlichen Stil sicherlich. Jede Epoche verlangt etwas Neues, man muß mit der Zeit gehen und beweglich bleiben. Radio-City-Music-Hall in New York, ursprünglich wie das Thalia geführt, hat seinen Stil nur leicht zu verändern brauchen und ist nach wie vor eines der bestbesuchten Theater der Staaten.
Ich bin überzeugt, mit neuen, modernen Ideen und vor allem mit persönlicher Initiative – ein solches Haus kann nicht von einer Zentrale geleitet werden – wäre die Möglichkeit eines Erfolges gegeben.«
Sicherlich ist der nachfolgende Satz rein aus dem persönlichen erleben zu bewerten, aber vielleicht sagt er doch sehr viel mehr aus als nur eine Momentaufnahme der Seelenstimmung eines Mannes, der das Thalia-Theater in der von ihm eingeführten Kopplung von Großfilm und Varieté-Theater immer noch als »sein Haus« und als »sein liebstes Kind« empfindet:
»Mein Thalia hatte Seele. Als ich zuletzt 1959 dort weilte, fand ich, daß die Seele verlorengegangen und nur noch eine Art Golem übriggeblieben war«.