Das sagen die Leser

Über vier Monate lang währten die Vorarbeiten für die NRZ-Serie »Hoppla jetzt komm ich«, die am Wochenanfang zu Ende ging. Noch niemals zuvor war der Versuch unternommen worden, die Geschichte des Kinowesens in Wuppertal aufzuzeigen. Nach den Bombenangriffen, die die meisten privaten Aufzeichnungen und Bildersammlungen vernichteten, schien es unmöglich, jetzt noch zu rekonstruieren. Von den Pionieren der Anfangszeit sind nur wenige am Leben geblieben. Daß sie sich mit ihren Informationen ebenso bereitwillig zur Verfügung stellten wie die Kinobesitzer mit ihren Erinnerungen, dafür sei ihnen an dieser Stelle gedankt. Sie halfen mit, die Geschichte des Kinowesens zu schreiben, bevor dazu jede Möglichkeit fehlte. Erfreulich groß war die Resonanz in der Leserschaft. Nachstehend eine Auswahl aus den Zuschriften, die zum Teil wertvolle Tips und Ergänzungen enthielten.

Der Quatscher soll gehen

Mit Interesse lese ich Ihre Artikelserie »Hoppla jetzt komm ich«. Dabei fällt mir eine lustige Episode aus der damaligen Zeit ein. Mein Mann und ich besuchten das »Sieges-Theater« in der Schwanenstraße, über das Sie berichtet haben. Welcher Film damals gerade lief, ist mir entfallen. Jedenfalls war dort auch ein »Erklärer«, der seine Sache sehr ernst nahm. Es handelte sich um einen ehemaligen Schauspieler mit Namen Eckersberg. Bei einer rührseligen Szene deklamierte er mit Pathos:
»Als der junge Mann sah, was er angerichtet hatte, ging er zu einem Baum. Und an dem Baume …« Da erscholl eine Stimme aus dem Hintergrund: » … da hing ne Pflaume«. Darob schallendes Gelächter, das nicht enden wollte. Der »Erzähler« war natürlich sehr erregt, und ein Kino-Angestellter wollte den »Sünder« hinausweisen. Der wehrte sich aber und meinte: »Der Quatscher da oben soll lieber gehen.« Noch heute denke ich mit Freude an dieses improvisierte Lustspiel.
Ihre eifrige Leserin Frau H.I.

Schöne Erinnerungen

Ein gutes Stück der Wuppertaler Filmgeschichte habe ich selbst miterlebt.Es hat in der Serie einen guten Niederschlag gefunden. Das Schönste daran waren die Erinnerungen, die in einem aufstiegen. Die »Erklärer« haben uns ja wohl allen sehr viel Freude gemacht. Im »Odeon« in der Poststraße saß ich einmal, als ein ernstgemeinter Film abgespielt wurde. Der Erklärer hatte gerade eine Szene zu beschreiben, in der ein junges Mädchen mit einem jungen Mann nach einer dramatischen Auseinandersetzung eine Kahnpartie wagte. Also hub der »Erklärer« an: »Wahre Liebe bricht sich Bahn …« Aus dem Publikum klang es ihm entgegen »… auch im Kahn«. Der Film war natürlich zum Teufel. Bis zum letzten Meter wurde nur noch gelacht und der »Erklärer« strich die Segel. Er ließ den Film, was er seinem Wesen nach war: stumm.
Mit herzlichem Dank für die wachgerufenen Erinnerungen Hans C.

Zug raste ins Parkett

Der erste Film, das ist ein Erlebnis, das wohl keiner vergißt. Ich war mit meiner Mutter einmal im »Monopol« in Oberbarmen, das im Bemberg-Haus etabliert war. Ein Zug raste da gerade ins Parkett. Meine Mutter schrie fürchterlich auf und rutschte glatt vom Stuhl herunter vor Angst. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sie sich beim Cinema-Scope-Film verhalten hätte. Aber leider hat unsere gute Mutter das alles nicht mehr erleben können, weil sie nach 13 Jahren der Lähmung für uns Kinder viel zu früh gestorben ist.
Ihre treue Abonnentin Erna D.

[Hier hat sich Harald Dülfer ein Späßken erlaubt. Die treue Abonnentin war Erna Dülfer geb. Thielenhaus, seine Mutter. Omma Erna. Ob er wohl auch andere Leserbriefe selbst geschrieben hat? ED]

Das habe ich nicht gewußt

Ich weiß, daß Sie kein Freund von Lobeshymnen sind, deshalb nur ein Satz zur jüngsten NRZ-Serie: Vieles, was dort geschildert wurde, habe selbst ich, der ich ein Fachmann auf dem Kinogebiet bin, nicht gewusst. Ich glaube, für die jungen Filmbesucher, die diese Entwicklung gar nicht oder nur sehr unvollkommen kennen, war es eine amüsante Lektion.
Herzlichst, Ihr Paul K.

Ein bißchen viel Rummel

Sehr geehrte Herren! Es wird Zeit, dass ihre ausgewalzte Kinoserie zu Ende geht. Mir scheint, sie machen hier ein bißchen viel Rummel, wenn nicht gar Reklame, für einen Geschäftszweig des Vergnügungsgewerbes, dessen »Ware« Sie doch wohl nicht als wertvolles Kulturgut bezeichnen wollen? Ich glaube, der ganze Aufwand hat die Sache nicht gelohnt!
W.B.